Sprachästhetik versus Political Correctness

Political Correctness wird breit diskutiert
Political Correctness wird breit diskutiert

Kampf gegen Diskriminierung: Mit neuen Begriffen ist es nicht getan

Es heißt nicht mehr Flüchtling, sondern Geflüchteter, die Obdachlosen sind eigentlich Wohnungs- und Arbeitslose Arbeitssuchende. Als Produkt der liberalen Eliten mit akademischen Wurzeln, soll das Gender-Sternchen (*) geeigneter als das Binnen-I (I) und die Gender-Gap (_) sein, alle Transgender sprachlich einzubeziehen. Laut dem Duden ist Political Correctness eine „Einstellung, die alle Ausdrucksweisen und Handlungen ablehnt, durch die jemand aufgrund seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, seiner körperlichen oder geistigen Behinderung oder sexuellen Neigung diskriminiert wird; Abkürzung: PC“. Definitiv eine gute Absicht. Für Texter jedoch eine Zumutung.

Ausgrenzung statt Integration

Der Gender-Stern ist ein Versuch Transgender in die Sprache zu integrieren, da sie im Deutschen historisch nicht existieren. Natürlich sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass sich Geschlechtergrenzen nicht klar ziehen lassen. Es gibt eben nicht nur „sie“ oder „ihn“. Deshalb sollte sprachlich keine Ausgrenzung geschehen. Die Umsetzung dessen ist aber semi-gelungen. Das Gender-Sternchen stört den Lesefluss und Texte verlieren an Leichtigkeit. Es heißt dann nicht mehr „Arbeiterkind“ oder „Akademikerkind“, sondern „Arbeiter*innenkind“ und „Akademiker*innenkind“. Und? Anstrengend zu lesen? Die Ästhetik der Sprache leidet. Ein Fakt, der im Namen der zu integrierenden Minderheiten akzeptabel wäre, wenn nicht ein anderes Problem entstünde: Älteren Menschen oder niedrigen Bildungsschichten sind solche Ausdrücke weniger zugänglich. Zu viel Political Correctness sorgt für die Ausgrenzung bestimmter Gruppen. Ein Widerspruch.

Zurück zur Definition von PC: Sie drückt die Einstellung aus, Diskriminierung in Ausdrucksweisen und Handlungen abzulehnen. So weit so gut. An Universitäten und in öffentlichen Institutionen kosten Diskussionen, ob es „wohnungssuchend“ statt „obdachlos“ heißen sollte, viel Zeit. Sollten die Streitenden nicht an anderer Stelle tatsächlicher Diskriminierung entgegenwirken? Obdachlose wohnungssuchend zu bezeichnen, ändert nichts daran, wie sie behandelt werden oder was jemand mit ihnen assoziiert. Die Elite stellt sich über sie, indem sie diese Menschen betitelt. Ohne sie zu fragen. Nach dem Motto: „Wir sind für euch da und helfen euch.“ Eine Wohnung beschafft ihnen das nicht. Mal abgesehen davon, dass viele auf der Straße leben möchten. Die Diskussionen um bestimmte Begrifflichkeiten sind ideologisch und realitätsfern.

Fettnäpfchen weit und breit

Dank Political Correctness warten Fettnäpfchen hinter jeder Tür. Unzählige Begriffe dürfen nicht mehr verwendet und bestimmte Fragen nicht mehr gestellt werden. PC baut Tabus auf, wodurch die Sprache weniger intuitiv ist. Sie ist komplizierter, eingeschränkter und emotionsloser. Das Wort Flüchtling sei männlich, die Endung „ling“ zu verniedlichend und deshalb diskriminierend. „Geflüchtete“ klinge hingegen ernst zunehmender – so die Begründung. Gut, der Begriff ist männlich und schließt damit Frauen aus, aber drückt „Flüchtling“ nicht genau das aus, was es ist? In der Sprache geht es um Gefühle und Assoziationen. Was jemand bei Erwähnung des Wortes Flüchtling empfindet, hängt ganz von der Person ab: Mitleid, Hass, Hilfsbereitschaft. Wenn ein Rassist Flüchtlinge diskriminiert, bringt auch ein anderer Ausdruck nichts. Er wird Rassisten (Sorry: Rassist*innen!) nicht daran hindern. Warum nicht also die Schönheit der Sprache unangetastet lassen und stattdessen aktiv etwas dagegen tun?

(von Maren Schwartz)

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